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Den Käfer entdeckte ich in den ebay Kleinanzeigen. Er wurde gerade erst eingestellt und es hieß nun: Schnell sein!
Ich stimmte kurzfristig einem Kauf am Telefon zu und vereinbarte noch am gleichen Tag einen Termin zum Unterschreiben eines Kaufvertrages. Der Käfer stand aber ganz woanders. "Live" sah ich ihn erst ein paar Tage später bei der Abholung. Auf den wenigen Fotos zeigte sich aber vorher schon ein vernachlässigter, verrosteter und zerlegter Oldtimer, der nach einem Restaurationsabbruch im Jahre 1997 in einem staubigen Schuppen abgestellt wurde. Der Preis war mehr als angemessen und es handelte sich um genau das von mir gesuchte Modell: Ein Dickholmer (=Käfer mit dicken Holmen) mit originalem Golde Faltschiebedach, kleiner Kennzeichenleuchte, Stoßstangen mit "Export-Bügeln" und "liegenden Scheinwerfern". Also...warum nicht ?
Viele käfertypische Roststellen, Fehlteile und Spachtelmasse überall... Die Vorbesitzer hatten alles in Kartons, Kisten oder in den Käfer geworfen. Nun wohnten darin Mäuse, die über Jahre einen Gefallen am Zerknabbern der Fragmente gefunden haben. Leider wurde auch damit begonnen die Frontpartie mit einem Nachbaublech zu erneuern. Zudem ist der linke Warmluftkanal herausgetrennt und mit dem Einschweißen eines neuen Repro-Exemplares wurde begonnen. Die Qualität der Arbeit kommentiere ich nicht. Die Bilder sprechen für sich:
Die Übungsphase an zertrennten Karosserieteilen vom Schrottplatz ist vorbei. Das erstes Blech kommt in den Käfer. Hinterlegt mit Kupferplatte zur bessere Hitzeabfuhr. Bin happy. Es Klappt!
Der linke Holm auf der Unterseite der Bodengruppe war stellenweise durchgerostet. Die beschädigte Stelle wurde großflächig herausgetrennt und mit einem Reststück eines Querträgers in passender Materialstärke instandgesetzt.
-Schweißpunkte der Bodenbleche aufgebohrt
-Alte Bitumenschichten, Fett, Dreck, Wachs etc. entfernt
-Kleine Schweißarbeiten durchgeführt
-Bodengruppe und neue Bodenbleche zum Strahlen gebracht (Danke für die sehr gute Arbeit an Uni-Strahltechnik in
Gronau)
-Grundiert mit Mipa EP 100-20 2K Epoxyd Grund im "Tomatenzelt"
Die Karosserie stand bisher nur auf Rollbrettern, Paletten oder Steinen. Sehr unbefriedigend und unpraktisch in der Handhabung. Es musste etwas fahrbares her. Ein paar Stunden Grübeln und Herumprobieren später war die Skizze fertig.
Das Gestell wurde aus Vierkantrohren zusamengeschweißt und ist in der Höhe und Länge durch Schraubverbindungen veränderbar. Als Rollen dienen Schwerlastrollen mit 200 mm Durchmesser, natürlich aus den Kleinanzeigen ;-)
Zur Herstellung eines passenden Blechabschnittes musste eine mit der Stichsäge zurechtgesägte Holzform herhalten.
Es hat den ganzen Nachmittag gedauert bis das Blech so war wie ich es haben wollte. Aber es hat sich gelohnt.
Die Schweißpunkte werden noch weiter egalisiert. Das Blech an der linken Kante soll noch mit Lochpunktverfahren angeschweißt werden, statt der hässlichen "Schweißpopel". Es war leider schon zu spät um es zu meiner Zufriedenheit zu vollenden (Nachbarn wollen irgendwann schlafen).
Das Innenblech der Motorhaube war durchgerostet und musste an den Schweißpunkten ausgebohrt werden. Die gebogene Unterkante wurde aus einem Blechstreifen mit Hammer und Hitze nachgefertigt und angeschweißt. Leider war die Mühe umsonst. Ich fand zwischenzeitlich auf dem Teilemarkt eine besser erhaltene, ungeschweißte Haube. Nicht schlimm... wieder ein Bisschen was gelernt beim Bleche klopfen und über meine Haube freut sich nun ein Kleinanzeigen-Nutzer.
Die Endspitze war total verrostet und hielt wohl nur noch durch mehrfach übereinandergepopelte Blechstücke zusammen.
Nun wurde es ernst, denn dies war die erste "große" Schweißarbeit inkl. Austrennen und Formen von Blechteilen. Die Bereiche, in denen geschweißt werden sollte, wurden vorher gründlich sandgestrahlt und überlappende Bleche mit Normfest Schweißgrundierung lackiert. Mit dem vorläufigen Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Kleine Unebenheiten werden nach dem Fertigstellen der Schweißnähte noch verzinnt. Bis dahin wird die Stelle von Low -Cost-Grundierung vor Flugrost geschützt.
Da viele Teile des Faltdaches nicht auffindbar oder stark korrodiert sind wurde aus den den Kleinanzeigen ein abgesägtes, komplettes Faltdach gekauft und ausgeschlachtet. Bei der Gelegenheit sind über 100 Fotos entstanden, welche zeigen wie der originale Innenhimmel damals verbaut wurde. Die vorsichtig abgelösten Stoffe können später ggf. als Muster dienen.
Auf dem Teilemarkt in Hannover habe ich originale Stoßstangen gefunden, die in einem wesentlich besseren Zustand sind als die, die am Käfer montiert waren. Ein paar Gebrauchsspuren und Chrompickel sind mir lieber als unförmige, schlecht verchromte Nachbauten. Daher habe ich mich entschlossen gebrauchte Stoßstangen zu nehmen und mühsam aufzupolieren. Elsterglanz Chrompflege hat super funktioniert. Das Ergebnis gefällt mir richtig gut. Habe bisher leider keine Fotos von den komplett polierten Stoßstangen, da mir die Politur ausging :-/
Schrauben und Kleinteile putzen mit Nitro-Verdünnung und Zahnbürste. Natürlich mit Handschuhen und draußen.
Die eine oder andere Schraube ist sicherlich noch weiter verwendbar... und Sie haben zum Teil schöne Herstellerlogos :-).
Auf den Fotos sind nicht alle Schrauben zu sehen. Der Käfer wird tatsächlich von weitaus mehr Schraubmaterial zusammengehalten.
Haltbares Spezialwerkzeug zum Auspressen verrosteter Scharnierbolzen gibt es nicht zu kaufen. Ein Eigenbau sollte es also werden. Der Grundkörper besteht aus Rechteckprofilen mit einer Dimension von 30x20 mm. Der Kopf der M12 Inbusschraube (Feingewinde) musste abgedreht werden, da er sonst mit der Türhaut kollidierte. Ein in die Inbusschraube eingesetzter und auf 7,5 mm abgedrehter Scharnierbolzen dient als Pressstift. Zunächst wurde es mit dem abgesägten Schaft eines 7mm HSS Metallbohrers versucht. Dieser hat sich jedoch verformt und konnte den Bolzen nicht vorantreiben.
Das Radio stammt aus einer Auktion und wurde für wenig Geld ersteigert. Aufgrund des Alters von >50 Jahren wies das Gerät einige Spuren der vergangenen Tage auf. Nach dem Zerlegen wurde das Gehäuseunterteil sandgestrahlt und in silber metallic lackiert. Der Gehäusedeckel und die Front konnten behutsam mit feinen Stahldrahtbürsten für den Dremel und Neverdull gesäubert werden. Elsterglanz und Poliertücher brachten auch die Chromblende wieder zu neuem Glanz. Die alten Papieraufkleber ließen sich mit einem Heißluftfön ablösen und nach der Bearbeitung wieder aufbringen. So bleibt optisch zumindest etwas von der Geschichte erhalten. Nach kleinen Lötarbeiten ist die Funktion nun wieder hergestellt und irgendwann wird das Blaupunkt "Essen" im Käfer den zeitgenössischen Mono-Klang der 60er Jahre wiedergeben.
Die Feuerwehrpumpe wurde bei ebay für gut 100€ ersteigert, ohne sie vorher zu besichtigen. Wann sie das letzte Mal in Betrieb war und ob sie überhaupt noch funktioniert wusste leider niemand. Also entweder ein Glückstreffer oder ein großer Haufen Metallschrott...?
Als Antrieb besitzt die Pumpe einen 1200 ccm VW Motor aus dem Jahre 1961. Dieser ist in Etwa baugleich mit dem ehemaligen Motor meines Käfers und hat (hoffentlich) eine Leistung von 34 PS. Nach dem Abmontieren der Anbauteile zeigt sich ein etwas verschmutzter aber augenscheinlich unverbastelter, guter Rumpfmotor.
Hinter den Ventildeckeln sieht technisch alles einwandfrei aus. Die Kipphebelwellen haben kaum Rost und sind leicht beweglich. Das Öl riecht etwas nach Benzin, ist aber relativ sauber. Die Zylinder lassen sich leicht demontieren und die Laufbahnen weisen nur minimalen Flugrost auf. Für einen ~55 Jahre alten Motor: Alles gut.
Im Inneren des Motorblockes ist ebenfalls nur Erfreuliches zu beobachten. Die Lagerstellen der Kurbel- und Nockenwelle sind in Ordnung und die Antriebsflanken der Ölpumpe sind kaum eingelaufen. 135 Betriebsstunden sind plausibel.
Weiter geht es mit dem Reinigen aller Teile und dem Zusammenbau.
Der Auspuff wurde chemisch mit Zitronensäure entrostet. Nach 3 Tagen in einem Bad aus Wasser + Zitronensäure (ca. 200g Säure auf 10L Wasser) hat sich der Großteil des Rostes abgelöst. Zum Teil blieb eine graue Verunreinigung unbekannter Art zurück, die sich aber mit einer Bohrmaschine + Nylonbürstenaufsatz schnell entfernen ließ. Die schwer zugänglichen Stellen konnten in der Sandstrahlkabine erreicht werden. Nach dem Entfetten kann der Auspuff schon wieder mit Dupli Color Supertherm in schwarz lackiert werden.